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Warum ich nur allein fotografiere

Immer wieder kommt die Frage auf, warum ich nicht mit anderen Fotografen gemeinsam fotografiere – bei TFP-Shootings, Studio-Sessions oder Fotowalks. Ist doch gesellig, inspirierend, bringt für alle was. Oder?

Für mich: nein. Woher ich es weiß? Ich habe es gemacht. Aber trotzdem nette Leute getroffen.

Ich fotografiere immer allein. Nicht, weil ich andere Fotografen nicht schätze. Nicht, weil ich mich für etwas Besseres halte. Sondern, weil meine Art zu fotografieren eine andere Tiefe sucht. Weil das, was zwischen mir und der Person vor der Kamera passiert, nicht teilbar ist – und auch nicht geteilt werden soll.

Konzentration statt Konkurrenz

Wenn mehrere Kameras gleichzeitig auf ein Model gerichtet sind, entsteht eine merkwürdige Situation. Das Model weiß oft nicht, wohin es schauen soll. In der Theorie wird sich abgewechselt, in der Praxis schaut es mal hierhin, mal dorthin – aber selten in meine Kamera. Der Blick verliert seinen Fokus.

Was ich suche, ist etwas anderes: den echten Moment zwischen mir und dem Menschen vor meiner Linse. Keine Ablenkung, keine Zuschauer, kein Blitzgewitter. Nur wir zwei – in einem Raum, der Vertrauen und Tiefe zulässt.

Mein Blick. Meine Begegnung.

Ein Shooting ist für mich keine Veranstaltung, sondern eine Begegnung. Ich will kein Bild, das genauso auch fünf andere an dem Tag gemacht haben. Ich will das eine Bild, das nur ich machen konnte. Weil ich in genau diesem Moment genau diesen Menschen so gesehen habe – wie es sonst keiner kann.

Ich will, dass sich mein Gegenüber auf mich einlässt – so wie ich mich darauf einlasse. Das funktioniert nur ohne Umstände. Ohne andere Kameras. Ohne Ablenkung.

Das ist nicht arrogant gemeint. Es ist einfach mein Weg. Mein Blick. Meine Sprache. Und wer einmal so mit mir gearbeitet hat, versteht genau, warum.